Mittwoch, 17. Dezember 2014

Interview mit einer Kämpferin - Gespräch über Selbstverteidigung

Ein Gespräch über Selbstverteidigung

Ach, wie schön: Frauenbewegung mal anders! Hier kommt eine Soz. Päd. auf besonderen Wegen ... Daniela Voigt

Guten Tag Daniela Voigt, Du bist kaum dreißig. Als Du 1977 mit dem Kampfsport -Training anfingst, war Judo noch ziemlich unbekannt in der Bundesrepublik.
Was war das für ein Kurs, den Du damals besucht hast?

Der Anfängerkurs des P. S. V. - Grün Weiß Kassel. Damals noch in gemischten Gruppen, weil es nicht genug interessierte Mädchen gab.

Die Anzeige, mit gleichem Outfit und Maskottchen, wird heute noch geschaltet. Jedes Mal, wenn ich die Werbung sehe, muß ich grinsen.

Hattest Du selbst den Wunsch?

Die Idee stammte von meinen Eltern - wobei ich nicht weiß, ob Vater oder Mutter oder beide den Einfall hatten. Ich war als Kind ein kleiner Rabauke, im Zweifelsfall bekam dies mein Bruder zu spüren, den meine Eltern dann, sehr zu seinem Leidwesen, mit in den Karate- und Judounterricht schickten.

Fühlen sich Deine heutigen BegleiterInnen, wenn es mal eng wird, besonders geschützt?

Das müsste man wohl eher sie fragen.
Zu meinen Begleitungen lässt sich allerdings feststellen, dass diese in 90 % der Fälle sich deutlich selbst zur Wehr setzen können und dies auch tun. Körperlich strahlen sie meist große Ruhe und Dominanz aus. Ich glaube nicht, dass dies mit mir zu tun hat.

Mußtest Du Deine Fähigkeiten jemals im Ernstfall anwenden?

Glücklicherweise nie! Für diesen Umstand bin ich sehr dankbar.

Erst ein- oder zweimal habe ich einen "Widersacher" körperlich aus meiner Nahzone entfernt. Allerdings ohne Schläge oder ähnliches. Eine Situation möchte ich kurz schildern: Des nachts stieg ich in mein Auto, schnallte mich an, meine Freundin nahm neben mir Platz und plötzlich öffnete ein Mann die Tür und berührte meine Schulter. Die nachfolgenden Geschehnisse passierten in einer Dimension, die wohl nahe des Zeitraffers lag. Ich schnallte mich in Windeseile ab, packte ihn beim Kragen ... Ich dachte für eine Sekunde rein gar nichts, bis ich den äußerst verstörten Mann in der Mitte der Straßenbahnschienen wieder los ließ. Die Stelle war etwa 20 Meter von dem Auto entfernt.

Wie war es?

Ich war eigentlich etwas überrascht von mir.
Solange ich mich erinnern kann, bin ich eine Kämpferin - soll heißen, ich habe mit durchaus erfolgreich an nationalen und internationalen Wettbewerben teilgenommen. Warum ich das erzähle? Kämpfen ist ein Wesenszug.

Im Moment des Kampfes kontrolliert ein nicht willentlicher Anteil meiner Person meinen Leib. Jeder Handgriff ist präzise, jeder Muskel hat seine Funktion, der Geist überlässt für einen Augenblick die Regie meinem Körper. Immer nach fairen Regeln, ein Moment völliger Richtigkeit, ein Gleiten im Flow.
Eine Freundin bezeichnete meinen Zustand als "Kampfmodus". Danach ist das Wiedereinfinden in der Realität und die Realisierung des Geschehenen ein wenig befremdlich. N
icht, weil ich Angst vor mir selbst bekomme, aber die Welt einen ganz anderen Anteil meiner Person - eine andere Energie - zu spüren bekommt.

Fühlst Du Dich sicher?

Ich fühle mich niemandem überlegen.
Ich weiß mich aber in meiner Mitte. Zumindest soweit, dass ein Urvertrauen sich in mein Wesen einprogrammiert hat. Überlegenheit und Sicherheit sind, meiner Meinung nach, höchst trügerische Gefühle. Dominantes Verhalten reizt Menschen zum Widerstand, es zeugt auch von Respektlosigkeit gegenüber anderen und dem Leben.

Seit einigen Jahren gibst Du Dein Wissen in Kursen weiter. Was lernen die Mädchen und Frauen bei Dir?

In meinem Verein habe ich die Aufgabe, jungen und etwas älteren Jungdamen, gutes und effektives Judo beizubringen. Ein Auftrag, der mit einem Höchstmaß an Eigeninitiative und Fleiß für die Teilnehmer verbunden ist.
Andererseits vermittle ich Frauen und Mädchen, aber nur noch gelegentlich, erfolgreiche SV-Techniken. Auch diese Kurse haben eine klare Zielsetzung. Vorrang hat die Wirksamkeit.
Gerne würde ich darüber hinaus meinen Schülerinnen ein wenig von dem Spirit zeigen, den ich durch den Sport erfahren durfte. Eben das gestaltet sich aber relativ schwierig, da diese Form ihnen schon lange nicht mehr vorgelebt wurde. Vielleicht sind aber auch nur wenige dafür empfänglich. Erfolgreiche Kämpfer kämpfen mit dem Herzen und ihrer ganzen Leidenschaft. Dazu ist nicht jede bereit, muss es auch nicht sein. Ich wünsche mir, mehr als nur ein paar in dieser Intensität zu erreichen.

Wie wirken sich die neuen Fähigkeiten auf die Teilnehmerinnen aus?

Spirit hin oder her. Das Training verändert nach einiger Zeit, natürlich die einen mehr und die anderen weniger. Die Damen werden selbstbewusster, sie bewegen sich gewandter und flinker, die Körperhaltung verändert sich. Die Augen werden wacher, der Geist reger.
Interessanter Weise beeinflußt Sport auch die Denkstrukturen. Schulische Leistungen verbessern sich oft. Allerdings könnte dies auch dem sozialen Halt, den eine solche Gemeinschaft darstellt, zugeschrieben werden. Die Veränderung, bei denen, die sie zulassen, ist deutlich merkbar. Mir ist es stets eine große Freude, Menschen wachsen zu sehen. Eine Sportsozialisation, wie ich und auch viele andere sie genossen haben, stellt für mich ein durchaus probates Mittel in der Selbstfindung dar.
Im Kampfsport können sich die Partner jederzeit große Schmerzen zufügen. Sich auf ein Lernen miteinander einzulassen, bedeutet ein Höchstmaß an Respekt und Vertrauen gegenüber dem anderen. Damit dieser Zustand erhalten bleibt, wird dem Trainer viel abverlangt. Eine funktionierende Gruppe ahndet Übergriffe oder Regelverletzungen oftmals selbstständig.

Empfiehlt es sich, als angehende Judoka sportlich zu sein?

Am Anfang nicht - die Fitness kommt mit der Zeit. Wobei die Judokas hier im Vorteil sind. In den SV-Kursen ist Sportlichkeit ganz klar Nebensache.

Was kostet so ein Kurs, die Kleidung? Was kommt da zusammen?

Die SV-Kurse kosten in der Regel etwa 50 Euro - dabei wird keine besondere Kleidung benötigt.
Im Judo existieren Monatsbeiträge (wie in jedem Verein), allerdings sind diese relativ günstig, zwischen 7 und 12 Euro etwa. Die Kleidung kostet nochmals zwischen 30 und 70 Euro.
Aber kein Anfänger muss sich sofort die "standesgemäße" Kleidung besorgen. In unserem Verein existieren "Leihjacken".

Ist es erforderlich, ständig zu trainieren?

Eine schwierige Frage. Klar, je länger frau trainiert, desto sicherer wird sie in den Techniken. Dennoch bestimmt auch hier die individuelle Leistungsgrenze und das "Feeling", das richtige Maß. Für manche ist ein einmaliger Kurs ausreichend, andere brauchen etwas mehr Zeit. Mir persönlich ist eine gewisse Kontinuität äußerst wichtig. Auch SV-Kurse sollten regelmäßig wiederholt werden.

Selbstverteidigung - hat das wirklich so viel mit den Gedanken zu tun? Muß ich, wie die Sumo-Ringer sagen, zunächst im Kopf siegen?

Ich glaube schon, diesen Gedanken würde ich sogar noch etwas weiter spinnen. Denn anders als die Sumo-Ringer oder sonstige Kämpfer, hat der normale Mensch meist nicht den Gewinn des Kampfes vor Augen oder als Aufgabe.
In diesem Leben haben zumindest körperliche Kämpfe eher doch einen anderen Rahmen. Gewalt kann nur als wirklich letztes Mittel dienen. Daher sollte nicht allein der Sieg im Geiste vorprogrammiert sein, sondern mehr noch das Wissen um die eigene Stärke. Ähnlich einer "Geheimwaffe", die ausschließlich in der passenden Situation, in strategisch angepasster Dosierung verwandt wird. Die Prävention, die durch eine solche Ausstrahlung statt findet, ist von entscheidender Wichtigkeit für "gefährliche" Situationen. Menschen können Angst riechen. In den meisten Fällen spürt das Gegenüber sehr deutlich, ob sein "Ansinnen" von Erfolg gekrönt sein könnte.

Was denkst Du, wenn Dir doch mal einer blöd kommt? Genügt oft schon ein Blick von Dir?

Glücklicherweise kommen mir selten Menschen "blöd". Solche Situationen passieren mir eher, wenn ich - im Gesamtbild mit meiner Begleitung - etwas zu einladend wirke. Lösen wir diese Einheit und stellen uns dem Gegenüber als Individuen, entspannt sich die Situation schnell.

Siehst Du Frauen auf der Straße, mit einer Einschätzung, inwieweit sie als "Wild" tauglich sind?

Nein. Aber ich betrachte mit Argwohn die Wirkung, die die heute modische Kleidung (kurze Topps, knappe Hosen, nicht zu vergessen die hohen Schuhe) auf einige Menschen hat. Gelegentlich beobachte ich Frauen, die mit ihren Highheels noch nicht einmal eine Rolltreppe ohne größere Balanceakte hoch kommen. Die Wehrlosigkeit, die so vermittelt wird, stimmt mich nachdenklich.

Wie kann ich mir helfen, wenn ich kein Judo kann?

Neben den alltäglichen Tipps zur Vermeidung und der Nutzung moderner Kommunikationsmittel (warum nicht mal die Polizei rufen?), die ich durchaus sinnig finde, hilft eine gewisse "Kampfbereitschaft".

Das heißt, neben stilistisch wirkungsvollen Kampftechniken existieren noch eine Menge anderer Abwehrformen, z. B. kann das Herausreißen eines Piercings oder Ohrringes oft schon Wunder wirken.

Damit hier keine Missverständnisse entstehen - ich bin nicht für Brutalität, aber manchmal erfordert die Situation eine gewisse Härte. Noch anzumerken: Jede Abwehr sollte sich unbedingt gegen den Rädels- oder Gruppenführer richten. Nur hier lässt sich eine Signalwirkung erzielen.

Was hältst Du von Sprays, Alarmsirenen, Gaspistolen und ähnlichem?

Dazu denke ich zweierlei:
Zum einen fühlt sich frau dadurch sicherer, dieses Gefühl transportiert sie nach Außen, es entsteht wieder eine gewisse Abschreckung.
Die Kehrseiten sind die Möglichkeit, dass eine solche "Waffe" abgenommen und gegen die Frau selbst gerichtet werden kann. Außerdem die mangelnde Übung in der Handhabung - ich durfte schon einige Menschen kennen lernen, die sich mit den Sprays selbst verletzten (von wegen Windrichtung).
Und nicht zu vergessen, wer eine Gaspistole benutzt, muss bereit sein auf einen anderen Menschen zu schießen, diesen möglicherweise schwer zu verletzen oder sogar zu töten. Diese Bereitschaft ist nicht immer vorhanden und verkehrt die Wirkung der Waffe ins Gegenteil.

Was ist Dein Rat, wie kann frau abschreckend wirken, ohne dass sie sich verkleidet, versteckt, oder als Lara Croft in die Welt stellt?

Was ist denn gegen Lara Croft zu sagen *g*?

Ich glaube, ausschlaggebend für viele Übergriffe ist die viel zu groß geratene Bereitschaft der meisten Frauen, zum Erdulden und Vermeiden "brenzliger" Situationen. Konfliktvermeidung in dieser Form signalisiert dem Gegenüber Schwäche.
Da wir meist noch recht zwanghaft an unserer biologischen Programmierung festhalten, wird einen Angreifer Schwäche, sowie die damit verbundene Aussicht auf Dominanz, Macht und/oder Sieg, eher in seinem Vorhaben bestärken. Daher sollte frau sich in diesen unvermeidlichen Konfliktsituationen über die reale Gefahr bewusst sein.

In diesem Moment ist das Gegenüber bereit, den anderen u. U. massiv zu verletzen. Dieser spezielle Konflikt kann nicht durch Ausweichen, sondern nur durch Konfrontation gelöst werden. Dabei muss frau sich über die Möglichkeit Schmerzen zu erleiden und Kampf zu führen bewusst sein, und dem Gegenüber deutlich zeigen, dass sie gleichfalls gewillt ist, Schmerzen zuzufügen.
Dieser Punkt ist für mich ursächlich für den Unterschied zwischen Opfern und Kämpfern. Allerdings sind mir die Schwierigkeiten, die mit einer solchen Aussage oder Einstellung verbunden sind, durchaus bewusst.

Ist Abschreckung immer die beste Verteidigung?

Die oben beschriebene Bereitschaft scheint mir das beste Mittel. Immer mit dem Zusatz: Tue, was immer nötig ist!
Mit einer solchen Neuprogrammierung sind natürlich eine Menge an Zweifeln und Konflikten verbunden. Mitunter geraten ganze Weltbilder ins Wanken. Doch dies ist für mich der einzig praktikable Weg, die "Haie im Goldfischbecken" in die Schranken zu weisen.

Was ist "kämpfen" für Dich?

Für mich selbst ist die Aussicht zu kämpfen niemals eine unangenehme.
Der Kampf als solcher war und ist meinem Wesen näher als viele andere Dinge. Ich bin kein sonderlich pathetischer Mensch, aber doch liegt im Kampf die Chance, eine völlig neue oder einfach andere Form von Energie und Macht zu erleben. Kein "Feld der Ehre", doch ein Platz für Dominanz, Fähigkeit und ein ehrliches "sich messen" ohne Hintergedanken, Zweifel, Lügen oder Intrigen. Entscheidend einzig und allein: Kraft, Können und Willen.

Für mich existieren in Menschen Energien, die definitiv nicht in den verbalen Raum passen. Jede Verbalisierung wäre eine Verfälschung, eine Formgebung in einem nicht angemessenen Rahmen. In einer Zeit, in der wir durch äußere Vorgaben gelernt haben, unseren Körper und seine Bedürfnisse bestenfalls zu verleugnen, fehlen uns häufig die Kanäle, diese Energie unverfälscht auf ein anderes "Energiefeld" treffen zu lassen.

Die Judomatte ist dafür - sicherlich nicht das einzige, so aber doch - ein wirklich geeignetes Umfeld. Klare Regeln, ein fester Zeitrahmen, zwei oder mehr Menschen, die das Gleiche wollen. Ein Raum, in dem es viele Möglichkeiten gibt, aber niemand nachtragend ist. Wenn die Zeit um ist, bleiben alle Emotionen auf der Matte zurück, mitgenommen werden nur die angenehmen. Diese deutlichen Grenzen und Regeln haben häufig eine mehr als entlastende, befreiende Wirkung.

Du zeigst Aspekte auf, die überraschend sind. Zuweilen drängt sich mir bei einem guten Kampf die Assoziation zu einem Spiel auf. Warum?

Menschen die das Gleiche wollen, treffen sich für einen begrenzten Zeitraum, in einem dafür vorgesehen Rahmen. Die Regeln sind ganz klar definiert. Fairness und fast "grenzenloses" Vertrauen haben oberste Priorität. Verstöße werden von der Gemeinschaft sofort geahndet - eine "natürliche Auslese" findet statt.
Nur so kann das System weiter existieren und sich positiv verändern. Berührungen verfolgen einen klaren Zweck. Falsche Versprechungen, Betrug oder Hinterlist haben keine Existenzberechtigung. Das Wissen, dass der andere einen (so er oder sie will) auch schwer verletzen kann und man oder frau selbst gleichfalls diese Möglichkeit hat, verändern die Umgangsform nachhaltig. Der Kampf wird so zu einem "Spiel", indem jeder alle Rollen spielen kann und muss.
Die Palette reicht von Unterwerfung bis hin zu Dominanz. Das Geschehen organisiert sich auf seltsame Weise ohne Zutun, der Rollenwechsel und die Annahme der damit verbundenen "Gefühlsvielfalt" bereichern die Persönlichkeit.

Ein gutes Training bietet Raum für alle Emotionen, ein sich Ausprobieren in den vielfältigen Formen, ein Erleben aller Nuancen, die in einem Selbst verborgen liegen. Trainer die sich nicht gelegentlich in die Rolle der Machtlosigkeit/Inaktivität begeben können oder wollen, verwehren in meinen Augen den Menschen die Chance, ihre Potentiale zu erfahren und auszuleben.

In vielen Wettkämpfen, auf sehr hohem Niveau, habe ich eine erstaunliche Beobachtung gemacht. Obwohl hier die härtesten Konkurrenten aufeinander trafen und es im wahrsten Sinne des Wortes um Geld, Ruhm, Ehre und Erfolg ging, haben die wirklich dauerhaft Siegreichen stets einen äußerst "liebevollen" Umgang miteinander vorgelebt. Sowohl auf der Matte, als auch hinterher. Menschen, die nach den geltenden "Gesetzen" der Gemeinschaft sich als Feinde begegnen sollten, wurden oder waren Freunde.
Auf diese Art sind sehr vielfältige Freundschaften, die sich über die Jahre bewährten und nach herkömmlichen Mustern nicht einzuordnen waren. Diese "Partnerschaften" liefen nach den gleichen Regeln wie die Kämpfe ab. Oft fühlte ich mich wie in einem großen Schutzraum - einem "Gefühlsbunker", der der herkömmlichen Welt verschlossen war. Meine Mutter bemerkte einmal dazu: "Das machen beim Judo doch alle so." Dieser Satz, der auf den ersten Blick wie ein Witz anmuten mag, hatte eine tiefere Wahrheit, die mir selbst erst nach einigen Jahren klar wurde.

Warum engagierst Du Dich im Bereich Selbstverteidigung?

Stärke muss nicht zwangsläufig negativ sein.
Macht zu haben, zu erleben und wieder abzugeben, ist eine Erfahrung, die entscheidende Veränderungen in der Persönlichkeit bewirkt. Dadurch lassen sich "Hebel" umlegen, die eine Veränderung von Wild zu Jäger bewirken können. Ich will vermitteln, welche Veränderungen durch Sport oder SV eintreten können. Welche Potentiale ich bei Menschen sehe und welche Möglichkeiten uns vielleicht noch verborgen sind. Mich selbst und meinen Werdegang als Beispiel zu nehmen, erscheint mir mehr als dienlich. Zum anderen ist es naheliegend, da ich diese Kurse schließlich auch gebe.

"Selbstbeweihräucherung" widerstrebt mir. Der Sport hat mir persönlich eine Lebensintensität geschenkt, die sich mit Worten nur äußerst unzulänglich beschreiben lässt.
Die Vermittlung von Wissen steht und fällt mit dem Vorbild oder Trainer. Menschen spüren Unstimmigkeiten und sie haben ein Recht auf die "Stimmigkeit" des Trainers.
SV ist ein "Spiel", das nur und ausschließlich nach den oben beschriebenen Regeln funktionieren kann. Das Wachsen ist ein Prozess, der, u. U. ein ganzes Leben dauern kann und/oder soll.

Nicht die Technik, sondern die Grundeinstellung ist entscheidend. Ein praktikabler Anfang zeichnet sich für mich im Selbstvergeben aus. Eine nachhaltige Veränderung der bekannten Muster entsteht dadurch, dass eine Frau sich zunächst einmal selbst vergibt. Sich die eigene "Hilflosigkeit" verzeiht.

Damit wir uns richtig verstehen: Es ist OK, machtlos gewesen zu sein und deswegen wütend zu werden, es ist in Ordnung, die Wut als Energie oder Antrieb zu nutzen, den Zorn jeden Tag mit sich zu tragen und die SV als Kanal für diese neu gewonnene Stärke zu nutzen. - Doch es ist genauso korrekt zu vergeben, Schmerz und Wut gehen zu lassen, zu akzeptieren, körperlich schwächer als andere Menschen zu sein, sich mit all den Defiziten und Schwächen anzunehmen und diese neue Liebe mit ins Training zu bringen.

Copyright: Daniela Voigt Judokas auf der Matte
In Gedanken an eine liebe Freundin Diana P. Bailey 

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